Inklusive Kulturarbeit – Radikale Mitgestaltung #InclusionMeans

Zum Welt-Down-Syndrom-Tag

Was ich in meinem ersten Jahr als Leitung eines inklusiven Kulturbetriebes gelernt habe: Inklusion gelingt besonders, wenn Menschen mit Behinderung von Anfang an mitgestalten. Bei uns in der Düne fing es bei der Namenwahl an und zieht sich nun bis zur Programmplanung und -gestaltung durch.
Gerade freue ich mich riesig, dass wir in diesem Jahr eine Frau mit Behinderung bezahlt beschäftigen können. Sie fühlt sich durch unsere Arbeit gesehen und bestärkt und traut sich zu, bei uns einen Kurs zu geben. Dass das passieren kann, weil es unser feines Projekt gibt, macht mich fast heulen vor Freude. Möglich macht das Aktion Mensch, die uns als Verbündete unterstützen. Weil wir aber leider nicht unendlich viel Geld haben, sind wir auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen. Das Programm, das bei uns jeden Wochentag stattfindet, ist im Team von drei fest arbeitenden Frauen nicht zu stemmen. Unsere Kulturveranstaltungen am Wochenende gehen oft bis spät abends. Wenn wir wollten, hätten wir nie frei.

Jede Hilfe ist willkommen und alle dürfen helfen. Menschen mit und ohne Behinderung wollen sich engagieren. Wir sorgen gezielt dafür, dass jede:r Ehrenamtliche:r offiziell gelistet wird und versichert ist. Das hat etwas mit den anderen sehen und Würdigung zu tun. Ob jemand ehrenamtlich da ist und für Stimmung sorgt oder Thekendienst macht oder hilft, die Bilder für die neue Ausstellung aufzuhängen, ist egal. Alles ist gleich hilfreich und jede:r hilft so, wie mensch kann.

Bemerkenswert ist dies: Ich muss immer wieder ansprechen und einladen, betonen, dass unsere Angebote barrierefrei sind. Und wenn es von uns noch nicht mitgedachte Bedarfe gibt, machen wir sie möglich. Ich muss dauernd wiederholen: Du bist willkommen.

Viele Menschen mit Behinderung gehen nicht davon aus und sind erstmal baff. Behinderung ist vieles: Sichtbar, unsichtbar, plötzlich da, langsam aufkommend, schichtunabhängig. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen haben andere Bedürfnisse, als Menschen im Rollstuhl/mit chronischer Erkrankung/im Spektrum/ohne Behinderung. Kommunikation ist notwendig. Ohne geht nichts. Aber wir alle wollen uns entfalten, gesehen werden, Spaß haben, das Kulturleben genießen und aktiv mitgestalten. Das eint uns und ist die Basis für alles. Weil wir gemerkt haben, dass manche Scheu haben, wenn wir den Inklusionsstempel auf etwas draufballern, tun wir das nur selten. Also machen wir unser Ding und leben Inklusion.

Und dann ist mal wieder Abend, eine Lesung findet statt. Das Haus ist voll, das Publikum gespannt. Und mittendrin ist ein Mensch im E-Rolli mit Assistenz und feiert hart und ein Mensch im Spektrum macht den Einlass und später noch den Kassenabschluss. Das ist die Welt, in der wir leben. Inklusion im Kulturbetrieb geht gut, wenn man immer wieder ins Gespräch geht, Verantwortung auch mal abgibt, sich immer wieder selbst hinterfragt und Menschen dort begleitet, wo es gewünscht wird. Gemeinsam offen sein, ohne Drama, in Ruhe planen und dann machen, das ist unser Motto. Kunst ist eine Universalerfahrung, jede:r soll sie erleben dürfen. *mic drop*

#InclusionMeans

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