Wie wird man eigentlich Autorin?

Im letzten Semester gab ich als Lehrbeauftragte in Lüneburg ein Seminar zu Fernsehserien. Das hatte erstmal nichts mit meinem Schreiben zu tun, dennoch sprach ich öfter mit den Studierenden über Seriendrehbücher, das Schreiben an sich und natürlich brachte ich mich als Dozentin auch mal persönlich ein. So erzählte ich vom Schreiben und meinen Projekterfahrungen. Am Ende des Semesters wünschte sich das Seminar von mir eine lockere Plauderrunde zum Abschluss. Wie schön! Ich habe die Studierenden also darum gebeten, mir vorab ihre Fragen zu mailen und auf eine Antwort waren ausgesprochen viele gespannt. Die Antwort auf die Frage, wie man eigentlich Autor:in wird.

Die Antwort darauf ist so einfach wie herausfordernd:

Man hört nicht auf zu schreiben.

Klar, irgendwann muss man anfangen. Bei mir war es so, dass für mich schon als Kind feststand, dass ich Schriftstellerin oder zumindest irgendwie eine freie Künstlerin werden wollte. Ich erinnere mich daran, wie ich mit sechs oder sieben Jahren in meinem Kinderzimmer stand, ein Hörspiel hörte und dachte: Das will ich auch. Hörspiele machen bringt bestimmt viel Spaß.
Am liebsten wollte ich natürlich alles übernehmen. Das Hörspiel schreiben, es einsprechen, die Musik und die Geräusche machen. Dass es für jeden dieser Bereiche Fachleute gibt, wusste ich natürlich noch nicht.

In dem Moment, in dem ich Schreiben lernte, begann ich, kurze Geschichten auf dem Papier zu erfinden. Dabei mussten alle möglichen Leute aus meinem Umfeld, egal ob real oder fiktional, als Figuren herhalten. Von Preußlers kleinen Hexe über meine Oma bis hin zu ALF waren sie vertreten. Meistens schrieb ich sie in kleine abenteuerliche Episoden hinein, die sich aber in den nächsten zwei Sätzen sogleich in eine friedliche Situationen auflösten. Ich konzentrierte mich also in meinen frühen Werken hauptsächlich auf den Spannungsbogen. 😉

Als ich einen Internetanschluss bekam, loggte ich mich zuerst im Chat ein, bastelte mir einen Blog, schrieb in Foren und habe sogar mal eines mitgestaltet. Irgendwann bekam ich eine kleine Stelle als Redakteurin bei einer Zeitung, dann machte ich ein Praktikum beim Radio. Kurz gesagt: Ich habe mich immer irgendwie auch schreibend fortbewegt und dabei viele Erfahrungen gemacht. Ich habe gelernt, was mir liegt und was mir nicht liegt. Ich habe gelernt, wie und worüber ich nicht schreiben möchte. Scheitern gehört bis heute auch dazu. Es kommt halt ganz darauf an, wie man sich dazu verhält (weitermachen, immer weitermachen).
Und das Hörspiel?
Bis heute höre ich liebend gerne und mit großer Freude Hörspiele auf Platte, Kassette, CD und online, so habe ich viel dazu gelernt, indem ich zugehört habe. Weil ich neben dem Singen auf der Bühne auch immer gerne Theater gespielt habe, habe ich unmittelbar viel über Sprache und Sprachwirkung in Räumen erfahren. Schließlich habe ich dann immer wieder selber Seminare und AGs zu den Themen Hörspiele und Theater konzipiert und geleitet. Und dann…

…habe ich im Herbst 2019 begonnen, ein Hörspieldrehbuch zu schreiben. Ich ließ es zwischendurch auch eine Weile ruhen, denn ich schrieb noch an meiner Masterarbeit. Doch gleich nach der Abgabe nahm ich das Schreiben wieder auf. Irgendwann war das Drehbuch fertig, ich fand die E-Mail-Adresse eines Ansprechpartners (man muss auch immer sehr viel suchen und probieren und warten) und schickte es ab. Der Rest ist ~geheim~. Vieles ist für eine lange Zeit geheim, wenn man schreibt.

Rückblickend auf die letzten 20 Jahre habe ich eigentlich immer an irgendwas geschrieben und hatte hier und da einen Text offen oder zumindest eine Idee. Dabei war es ganz gleich, ob es sich dabei um einen Blogeintrag, einen Tweet, eine Kurzgeschichte oder eine Erzählung handelte, denn es war immer auch ein Teil des Werdens. Und ich weiß genau, dass das auch niemals aufhören wird, weil es immer etwas gibt, das freigeschrieben werden will.

Das Autorinnenleben wird und ist gleichzeitig. Es ist immer wieder neu, immer wieder langwierig, immer wieder ein Prozess. Am besten beginnt man, Autor:in zu sein, indem man beschließt, es zu sein. Und dann legt man los.

✍✍✍

Ich kann mir vorstellen, dass viele mit dieser Frage auch oder eigentlich meinen: Wie wird man eigentlich ein:e Autor:in mit Vertrag? Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal. Bis bald!

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