Die Autorin Ina Steg hat sich mit Morton Tartas, Übersetzer und Autor, und mir zu einem Gespräch unter Bäumen getroffen. Dabei unterhielten wir uns über das Schreiben und Julia Camerons Buch „Der Weg des Künstlers“.
Unter Das Schreiben und wir – Drei Autor*innen und ein Gespräch könnt ihr es auf ihrem Blog lesen.
Im Gespräch mit… dem Poeten Marcus Pöttler
Ich habe das große Glück, an dieser Stelle auf unbestimmte Zeit Gespräche veröffentlichen zu können, die ich schriftlich mit Menschen geführt habe, die ich für ihre Arbeit bewundere. Mit einigen von ihnen bin ich befreundet, mit manchen kollegial verbunden. Eines ist aber immer sicher: ich schätze sie für ihre Arbeit und danke ihnen für die Inspiration, die sie für mich und viele andere sind.
Heute bin ich im Gespräch mit dem Autor Marcus Pöttler. Ich lernte seine Arbeiten durch meine Schreibfreundin Julia Knaß kennen und konnte schnell nachvollziehen, weshalb sie ihn so gerne liest. Los gehts!
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Der Satz, der meine Arbeit zurzeit am besten beschreibt, könnte lauten…
Mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, Notizbücher mit Textfragmenten füllen und auf den entscheidenden kreativen Impuls warten.
Die Motivation für meine Arbeit erhalte ich mir, indem…
ich weiterschreibe. Das Schreiben ist notwendig für meinen inneren Ausgleich. Es entstehen laufend Sprachbilder ohne mein Zutun im Kopf, da schwirrt dann oft viel herum. Durch das Aufschreiben lagere ich diese Dinge aus, damit ich sie nicht länger mit mir herumtrage. Das war schon in meiner Jugend so, lange bevor ich meine ersten Gedichte veröffentlicht habe, damals habe ich viele Briefe geschrieben und dieses Material dort eingearbeitet.
Das Beste, was mir zuletzt mit meiner Arbeit passiert ist…
Die vielen wundervollen Rückmeldungen zu meinem kürzlich erschienen Gedichtband „Echos“. Das Buch habe ich für meine Frau Irene geschrieben, die Gedichte darin handeln von der Liebe und sind alle an meine Frau gerichtet. Es ist sehr schön, zu erleben, wie diese doch sehr persönlichen Gedichte nun auch andere Menschen erreichen und berühren.
Echos von Marcus Pöttler ist kürzlich im Limbus Verlag erschienen.
Wer inspiriert dich aktuell besonders?
Momentan bin ich (wieder einmal) auf Entdeckungsreise durch das Werk von Friederike Mayröcker. Ihre Gedichte und Prosaarbeiten begleiten und inspirieren mich schon seit vielen Jahren. Zu ihren Texten kehre ich immer wieder zurück, in ihrer außergewöhnlichen poetischen Sprache kann ich mich wunderbar verlieren und treiben lassen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus, wenn du an deinen Texten arbeitest?
Ich arbeite hauptsächlich an den Abenden und in die Nacht hinein. Man könnte sagen, es ist durch Beruf und Familie bedingt, die Wahrheit ist jedoch: ich bin eine Schreibe-Eule, war ich immer schon. In den späten Stunden gelingt es mir am besten mich zu konzentrieren, meistens höre ich Musik dabei (derzeit am liebsten die Post-Rock Band „Mogwai“). Das eigentliche Schreiben der Gedichte beginnt bei mir mit der Sichtung meiner Notizen. Oft habe ich mir bereits ein Thema vorgegeben und entwickle dann aus den Fragmenten einen Zyklus von Gedichten dazu. Mit den ersten Versionen meiner Gedichte bin ich selten zufrieden. Ich bin sehr pingelig mit einzelnen Worten und überarbeite meine Texte deshalb relativ oft. Dazwischen recherchiere ich viel zum Thema und zu verschiedenen Wortbedeutungen. Meine Gedichte sind eher reduziert und geprägt von Metaphern – mir ist wichtig, dass es darin kein zufälliges oder bedeutungsloses Wort gibt. Das alles ist ein eher langwieriger Prozess und am Ende solcher Schreib-Abende habe ich mit Glück vielleicht ein Gedicht fertig gestellt.
Was würdest du mit deiner Kunst gerne noch erleben?
Dass Nick Cave Gedichte von mir vertont.
Wieso/weshalb/warum empfiehlst du jungen Leuten, es in deinem Metier als Autor:in zu versuchen?
Weil die Lyrik eine unglaublich vielfältige Ausdrucksform ist und es sehr befreiend sein kann, ein Gedicht zu schreiben. Ich schätze an der Lyrik auch die Bedeutungsoffenheit, das Spiel mit der Sprache und die Möglichkeit, mit wenigen Worten große Gedankenräume zu öffnen und intensive Gefühle zu vermitteln.
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Ich danke Marcus für das Gespräch und drücke ihm die Daumen, dass Nick Cave auf seine Gedichte aufmerksam wird! Mehr von ihm könnt ihr auf Twitter oder Instagram sehen.
Wie wird man eigentlich Autorin?
Im letzten Semester gab ich als Lehrbeauftragte in Lüneburg ein Seminar zu Fernsehserien. Das hatte erstmal nichts mit meinem Schreiben zu tun, dennoch sprach ich öfter mit den Studierenden über Seriendrehbücher, das Schreiben an sich und natürlich brachte ich mich als Dozentin auch mal persönlich ein. So erzählte ich vom Schreiben und meinen Projekterfahrungen. Am Ende des Semesters wünschte sich das Seminar von mir eine lockere Plauderrunde zum Abschluss. Wie schön! Ich habe die Studierenden also darum gebeten, mir vorab ihre Fragen zu mailen und auf eine Antwort waren ausgesprochen viele gespannt. Die Antwort auf die Frage, wie man eigentlich Autor:in wird.
Die Antwort darauf ist so einfach wie herausfordernd:
Man hört nicht auf zu schreiben.
Klar, irgendwann muss man anfangen. Bei mir war es so, dass für mich schon als Kind feststand, dass ich Schriftstellerin oder zumindest irgendwie eine freie Künstlerin werden wollte. Ich erinnere mich daran, wie ich mit sechs oder sieben Jahren in meinem Kinderzimmer stand, ein Hörspiel hörte und dachte: Das will ich auch. Hörspiele machen bringt bestimmt viel Spaß.
Am liebsten wollte ich natürlich alles übernehmen. Das Hörspiel schreiben, es einsprechen, die Musik und die Geräusche machen. Dass es für jeden dieser Bereiche Fachleute gibt, wusste ich natürlich noch nicht.
In dem Moment, in dem ich Schreiben lernte, begann ich, kurze Geschichten auf dem Papier zu erfinden. Dabei mussten alle möglichen Leute aus meinem Umfeld, egal ob real oder fiktional, als Figuren herhalten. Von Preußlers kleinen Hexe über meine Oma bis hin zu ALF waren sie vertreten. Meistens schrieb ich sie in kleine abenteuerliche Episoden hinein, die sich aber in den nächsten zwei Sätzen sogleich in eine friedliche Situationen auflösten. Ich konzentrierte mich also in meinen frühen Werken hauptsächlich auf den Spannungsbogen. 😉
Als ich einen Internetanschluss bekam, loggte ich mich zuerst im Chat ein, bastelte mir einen Blog, schrieb in Foren und habe sogar mal eines mitgestaltet. Irgendwann bekam ich eine kleine Stelle als Redakteurin bei einer Zeitung, dann machte ich ein Praktikum beim Radio. Kurz gesagt: Ich habe mich immer irgendwie auch schreibend fortbewegt und dabei viele Erfahrungen gemacht. Ich habe gelernt, was mir liegt und was mir nicht liegt. Ich habe gelernt, wie und worüber ich nicht schreiben möchte. Scheitern gehört bis heute auch dazu. Es kommt halt ganz darauf an, wie man sich dazu verhält (weitermachen, immer weitermachen).
Und das Hörspiel?
Bis heute höre ich liebend gerne und mit großer Freude Hörspiele auf Platte, Kassette, CD und online, so habe ich viel dazu gelernt, indem ich zugehört habe. Weil ich neben dem Singen auf der Bühne auch immer gerne Theater gespielt habe, habe ich unmittelbar viel über Sprache und Sprachwirkung in Räumen erfahren. Schließlich habe ich dann immer wieder selber Seminare und AGs zu den Themen Hörspiele und Theater konzipiert und geleitet. Und dann…
…habe ich im Herbst 2019 begonnen, ein Hörspieldrehbuch zu schreiben. Ich ließ es zwischendurch auch eine Weile ruhen, denn ich schrieb noch an meiner Masterarbeit. Doch gleich nach der Abgabe nahm ich das Schreiben wieder auf. Irgendwann war das Drehbuch fertig, ich fand die E-Mail-Adresse eines Ansprechpartners (man muss auch immer sehr viel suchen und probieren und warten) und schickte es ab. Der Rest ist ~geheim~. Vieles ist für eine lange Zeit geheim, wenn man schreibt.
Rückblickend auf die letzten 20 Jahre habe ich eigentlich immer an irgendwas geschrieben und hatte hier und da einen Text offen oder zumindest eine Idee. Dabei war es ganz gleich, ob es sich dabei um einen Blogeintrag, einen Tweet, eine Kurzgeschichte oder eine Erzählung handelte, denn es war immer auch ein Teil des Werdens. Und ich weiß genau, dass das auch niemals aufhören wird, weil es immer etwas gibt, das freigeschrieben werden will.
Das Autorinnenleben wird und ist gleichzeitig. Es ist immer wieder neu, immer wieder langwierig, immer wieder ein Prozess. Am besten beginnt man, Autor:in zu sein, indem man beschließt, es zu sein. Und dann legt man los.
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Ich kann mir vorstellen, dass viele mit dieser Frage auch oder eigentlich meinen: Wie wird man eigentlich ein:e Autor:in mit Vertrag? Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal. Bis bald!
Im Gespräch mit… der Autorin Ina Steg
Ich habe das große Glück, an dieser Stelle auf unbestimmte Zeit Gespräche veröffentlichen zu können, die ich schriftlich mit Menschen geführt habe, die ich für ihre Arbeit bewundere. Mit einigen von ihnen bin ich befreundet, mit manchen kollegial verbunden. Eines ist aber immer sicher: ich schätze sie für ihre Arbeit und danke ihnen für die Inspiration, die sie für mich und viele andere sind. Die Reihe beginnt mit der Roman-, Theater- und Drehbuch-Autorin Ina Steg.
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Der Satz, der meine Arbeit zurzeit am besten beschreibt, könnte lauten…
Neugierig bleiben, sich mutig neuen Themen zuwenden und sich überraschen lassen, was passiert.
Die Motivation für meine Arbeit erhalte ich mir, indem…
ich mich mit meinen Leser*innen und anderen Autor*innen austausche. Es ist so inspirierend Feedback zu erhalten und zu spüren, was beim Schreiben gut funktioniert und womit man berührt. Andere Autor*innen geben mir die Power durchzuhalten, weil sie stets weitermachen, auch wenn sie mal in einer schwierigen Phase stecken oder die Ideen ausbleiben.
Das Beste, was mir zuletzt mit meiner Arbeit passiert ist…
Ich lerne durch das Schreiben die unterschiedlichsten Menschen kennen und zwar auf ganz besonderen und unerwarteten Wegen. Vor ein paar Tagen wurde ich auf einen Kaffee in eine wundervolle Kreativ-Agentur eingeladen. Während eines Online-Kurses hatte ich ein Konzeptpapier zum Thema Social Media für sie geschrieben, ohne dass sie davon wussten, doch ich habe mich nun getraut und ihnen davon erzählt. Wie Worte Menschen zusammen bringen können, ist für mich immer wieder ein sehr schönes Erlebnis.
Wer inspiriert dich aktuell besonders?
Liv Modes ist Autorin und Herausgeberin. In der neuen Anthologie von den „Berlin Authors“ gibt es ihre Geschichte „Unser Lied“. Ihre Sätze haben mich sehr berührt. Sie haben eine Ruhe und auch innige Kraft in sich, die mich wieder motiviert haben, genau solche Emotionen einzufangen. Mir fiel es in der letzten Zeit oft schwer, meine kreative Energie wieder aufzuladen, aber Liv hat das geschafft und dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus, wenn du an deinen Büchern schreibst?
Wenn es gerade Dinge gibt, die mir so im Kopf rumspuken, müssen die vorher erledigt sein, dann fühle ich mich offener für den Schreibfluss und kann mich bewusster an den Schreibtisch setzen und ganz und gar in der Geschichte versinken. Wie lange ich schreiben kann, hängt stark davon ab, wie es mir insgesamt körperlich geht. Neulich wollte ich nur zwei Stunden schreiben, da wurde es Mitternacht. Manchmal werden meine Augen schnell müde, mittlerweile achte ich gut auf mich und höre dann auch wirklich auf.
Ich habe gelernt, dass es meinem Ideenfluss guttut, zwischendurch aufzustehen und Hausarbeit zu erledigen oder auch mal in der Küche auf- und abzuschreiten und den Dialog der Figuren laut auszusprechen. Die Stunden am Schreibtisch gestalten sich so, wie die Geschichte es braucht. Wenn für die Szene etwas recherchiert werden muss, wird recherchiert, bin ich einem Gefühl gerade sehr nah, wird die Szene am Stück geschrieben und wenn ich nach fünf Sätzen aufhören muss, dann ist dieser Tag anscheinend für etwas anderes bestimmt.
Was würdest du mit deiner Kunst gerne noch erleben?
Eine meiner Geschichte sollte verfilmt werden, mit Jasmin Tabatabai in der Hauptrolle. Das war es schon.
Wieso/weshalb/warum empfiehlst du jungen Leuten, es in deinem Metier als Autor:in zu versuchen?
Ich glaube, dass es da immer jemanden gibt, der auf genau diese eine Geschichte wartet und diese braucht. Wenn wir überlegen, was uns im Leben schon berührt, motiviert und inspiriert hat und es diese Figuren, diese Sätze vielleicht nicht gegeben hätte, dann hätte uns etwas gefehlt.
Wir alle haben so ein buntes Universum in uns, was sich so unterschiedlich zusammen setzt, doch wenn wir diesem keine Chance geben und es sichtbar machen, wird irgendjemandem etwas fehlen.
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Ich danke Ina für das Gespräch. Mehr von ihr gibt es auf Twitter und Instagram.
Ideen
Oft ist es für mich ein Moment wie ein Funke, in dem die Idee für eine Geschichte beginnt, zu entstehen. Meistens bin ich dabei in Bewegung. Damit meine ich nicht, dass ich Sport mache, sondern ich meine das Umherstreifen, Spazieren, Fahrrad fahren oder Aufräumen. Dann habe ich vor dem inneren Auge plötzlich das Bild einer Szene im Kopf. Zum Beispiel sehe ich, wie eine kleine rote Laus über einen moosbewachsenen Stein krabbelt. Manchmal gefällt mir das Bild so gut, dass ich es unbedingt in einer Geschichte unterbringen möchte. Einfach deswegen, weil ich es mir gerne vorstelle und ich finde, dass das Rot der Laus gut auf dem grünen Moos aussehen würde.
Oder ich habe Lust auf eine Stimmung. Ich wünsche mir dann etwa ein unheimliches Gefühl, aber in einem sicheren Rahmen; also einen positiven Grusel (Das ist etwas, was besonders Kinder gerne erleben. Märchen sind voll davon). Dann frage ich mich in einem nächsten Schritt, wie dieser Rahmen wohl aussehen und was das unheimliche Gefühl auslösen könnte. In diesem Fall war also meine Freude an der Stimmung zuerst da und die Bilder mussten folgen.
Wichtig ist in jedem Fall, dass ich die Idee aufschreibe oder aufnehme. Zu schnell denkt man, man würde sich die Idee merken, aber so ist es leider in den meisten Fällen nicht und man vergisst sie. Ein schreckliches Gefühl. Es ist also wichtig, den Funken zu erhalten, damit er nicht erlischt. Ich habe darum überall Stifte und Papier herumliegen. In allen möglichen Schubladen, auf Tischen, Fensterbänken, in Taschen und Rucksäcken. Für manche Ideen brauche ich auch ein Diktiergerät, davon steht eines im Schreibzimmer in greifbarer Nähe und eines wandert von Ort zu Ort, von Jackentasche zu Schublade und wieder zurück.
Es ist gut, einen Ort für Ideen zu haben, seien sie auch noch so klein oder absurd. Manchmal, wenn ich etwas mehr Zeit habe, mich bewusst mit meinen Ideen zu beschäftigen, nehme ich mein Ideenbuch zur Hand. Auf jeder Seite habe ich eine Kategorie erföffnet. Dann steht da zum Beispiel Kreativität, Beruf, Gesundheit, Freundschaften. Und darunter ist sehr viel Platz, eine ganze Seite. Und dann beginne ich, aufzuschreiben, was ich mir für diese Bereiche vornehme und wünsche, also welche Ideen ich habe. Vieles davon scheint noch sehr weit weg zu sein, aber vieles kann ich auch sofort, diese Woche oder im nächsten Jahr realisieren. Es hilft mir, auf Kurs zu bleiben und mich hin und wieder zu vergewissern, was ich vorhabe.
Kurz und bündig: Ideen passieren und dann ist es ratsam, sie aufzuschreiben und irgendwo festzuhalten. Manchmal ergibt sich aus einer Idee sofort ein Gedicht oder ein erster Entwurf für eine Kurzgeschichte. Manchmal ruht sie aber auch noch eine Weile und ich vergesse sie sogar. Aber weil sie aufgeschrieben steht, kann ich immer wieder zu ihr zurückfinden. Und dann passt sie manchmal perfekt zu einer anderen Idee und ich kann sie für etwas verwenden, wohin sie schon immer zu gehören schien.
Wer mich zur Zeit inspiriert
Texte entstehen nicht im luftleeren Raum. Schnell kann man den Eindruck erhalten, Schriftsteller:innen würden sich selbst genügend wie Einsiedlerkrebse vor sich hin laborieren, die kreativen Gedanken sprudelten aus ihnen hervor und am Ende haben sie ein Werk erschaffen, das allein aus ihrem, in einsamer Arbeit aufgebautem, Repertoire stammt.
Doch fragt einmal eine Schriftstellerin nach ihrer Heldin, nach einem Vorbild, nach dem Buch, dem Song oder Film, der sie zuletzt inspiriert hat. Ihr werdet sicher eine umfassende Antwort erhalten. Denn oft ist das Werk des anderen auch eine Inspiraton für jemanden. Und schließlich heißt es auch: Wenn du schreiben möchtest, dann lies vor allem mehr, als du schreibst.
Einer der herzerwärmendsten Momente ist für mich oft jener, wenn kreative Menschen positiv über andere kreative Menschen sprechen. Also möchte ich das hier tun. Vielleicht habt ihr daran genau so eine Freude wie ich.
Wer mich zur Zeit inspiriert und warum
Die Schriftstellerin Thekla Kraußeneck
Thekla ist eine gute Freundin von mir und darüber hinaus eine hervorragende Kollegin. Sie beherrscht das, was ich kollegiale Beratung nenne. Sie baut aktiv Brücken zwischen Autor:innen und Verlagen, sie unterhält sich gerne und konzentriert mit ihren Leser:innen. Sie weiß, was Schreiben im Alltag bedeutet und weiß es als ein Handwerk zu werten.
Wenn wir uns miteinander unterhalten, dann fallen Sätze wie ‚Entweder man schreibt, oder man hört auf zu atmen‘ und das ist gar nicht dramatisch gemeint, sondern lebenspraktisch. Denn Thekla weiß, dass der Wunsch, vom Schreiben leben zu wollen, existenziell ist.
Ich bin sehr dankbar, sie meine Freundin nennen zu dürfen. Sie hat mir schon zig Mal helfen können, bei kleinen und bei großen Fragen. Manchmal beantwortet sie mir sogar Fragen, von denen ich noch gar nichts wusste.
Sie schreibt Romane und Reihen, sie hat einen coolen Blog, ist auf Twitter und ab von alledem immer für mich da. Sie ist eine große Inspiration für mich, sowohl fachlich als auch zwischenmenschlich.
Die Schriftstellerin Ina Steg
Ina schreibt Romane, Kurzgeschichten, Tweets, Interviews und Theaterstücke und ich habe das große Glück, mit ihr befreundet zu sein. Sie ist mein Amadeus zur Sabrina, meine Bibi zum Kartoffelbrei, mein Otto zum Benjamin. Ich kann mit ihr spielen und Gedanken verwirbeln, Neues ausprobieren, mutig sein, aber auch leise und vorsichtig flüstern. Sie ist immer da und immer nah; bei sich und anderen.
Ihre Texte vom Fuchs und der Krähe berühren mich immer wieder aufs Neue, nehmen mich mit in eine andere Welt und die unterscheidet sich gar nicht so sehr von der, in der Ina unterwegs ist, finde ich. Wenn ich mit ihr spreche, dann ist es wie Urlaub von allem haben, was mich ablenkt. Sie leitet meinen Blick und mein Gefühl, sie überrascht mich mit ihren immer wieder aufregenden Ideen und mutigen Entscheidungen.
Und ihre Liebesgeschichten erst!
Anja, Jennifer, Julia, Katharina und Sonja: Die Gang
Es begann im Herbst 2020, Katharina war danach, eine Twitter-Ratsch-Runde (wie eine Mischung aus Rat und Tratsch) ins Leben zu rufen und sie hat es eingerichtet. Einfach so und seitdem läuft es. Einmal in der Woche treffen wir uns online und reden über alles, wonach uns der Sinn steht.
Manchmal lesen wir uns aus aktuellen Projekten vor. Manchmal teilen wir Wünsche und Geheimnisse miteinander. Es tut mir sehr gut, so einen Ort zu haben, an dem ich in dieser herausfordernden Corona-Zeit drauflos reden oder ruhig schweigen und zuhören kann. Denn die Freundinnen haben viel zu erzählen. Kein Wunder, ihre Berufe sind sehr vielfältig und ihre Bücher, Texte, Poesie, Hobbies und Zukunftsvisionen ein riesengroßer Pool an Themen.
Ich muss zugeben: Manchmal habe ich an dem Abend, ganz kurz bevor wir uns treffen, keine Lust, weil ich viel zu erschöpft vom Tag bin. Aber dann sitzte ich doch mit ihnen bis um halb elf zusammen und ich muss mich daran erinnern, auch noch mal schlafen zu müssen.
An dieser Stelle spüre ich, dass ich einen Beitrag über jede von ihnen schreiben könnte. Vielleicht mache ich das irgendwann.
Wer inspiriert euch zur Zeit? Wer motiviert euch dazu, weiterzumachen, Neues zu beginnen, Projekte zu beenden und die Freude am Tun nicht zu verlieren?
5 Routinen
„Everybody’s got a routine“, sagt David Lynch im Interview mit Susie Pearl, „and everybody catches ideas and there’s ideas for all the different walks of life.“
Was er damit meint, ist, dass wir alle über Routinen verfügen und dass es diese Routinen für alle möglichen Bereiche des Lebens gibt. Es gibt Routinen im Familienleben, Routinen im Leben von Singles, von Busfahrern, Briefträgern, Försterinnen, im Leben von Künstlerinnen, von Kindern, Omas und Opas. Und es gibt Routinen im Leben von Schriftstellerinnen.
Hier sind fünf meiner Routinen.
1. Aufwachen und in den Tag hineinlauschen.
Den Körper spüren, atmen und noch einmal zurück in die Gegenden, die hinter meinen Augenlidern liegen. Für gar nicht lange Zeit liege ich kurz wach, halte aber noch am Moment fest, der zwischen Schlafen und Wachen liegt. Man kann es Meditation nennen, man muss es aber nicht so nennen. Im Grunde ist es ein langsames Eintauchen in den Tag und Zustand des Wachseins, ohne dabei einen Teil von mir zu überfordern oder zu vergessen.
Es gibt Menschen, die ihren Tag am besten mit einem Kickstart beginnen. Sie wachen auf und schlüpfen sofort aus dem Bett, ohne sich vorher auf der Bettkante zu sammeln. Sie legen einfach los. Wenn es für sie so funktioniert – toll! Ich kann das nicht und konnte es auch noch nie. Die Art und Weise, wie ich aufstehe, ist die, wie ich schon immer aufstehe. Ich kenne es gar nicht anders und würde eher sagen, ich habe das gemächliche Aufstehen im Laufe meines Lebens sogar noch weiter verbessert.
2. Kaffee kochen
Das Sprudeln des in den Wasserkocher hineinströmenden Wassers und das Murmeln, wenn es beginnt zu kochen. Das keramikdumpfe Klappern des Handfilters auf der Tasse. Das Abmessen des Kaffees und wie er in den Papierfilter gleitet. Und schließlich das behutsame Aufgießen. Konntest du es hören? Es hat etwas Rituelles, sich den Kaffee immer gleich zuzubereiten. Während ich das tue, kann ich schon an etwas ganz anderes denken und trotzdem schmeckt der Kaffee immer gut, weil ich ihn jedes Mal so zubereite. Es ist eine schöne, kleinschrittige Aufgabe für den Morgen.
3. Kaffee trinken und dazu…
4. Morgenseiten schreiben
„Morning Pages are three pages of longhand, stream of consciousness writing,
Julia Cameron
done first thing in the morning. There is no wrong way to do Morning Pages–
they are not high art. They are not even “writing.” They are about
anything and everything that crosses your mind– and they are for your eyes
only. Morning Pages provoke, clarify, comfort, cajole, prioritize and
synchronize the day at hand. Do not over-think Morning Pages: just put
three pages of anything on the page…and then do three more pages tomorrow.“
Die Schriftstellerin Julia Cameron ist vor allem bekannt für ihr Programm „Der Weg des Künstlers“. Man lernt dort zu Beginn das Schreiben der Morgenseiten. Das sind die ersten drei Seiten des Tages, die man assoziativ handschriftlich runterschreibt, ohne den Stift abzusetzen. Kein Gedanke ist falsch auf dem Papier, auch wenn er noch so trivial wirken mag. Der Zweck dieser täglichen Übung ist es, überhaupt ins Schreiben zu kommen. Wenn man bei den Morgenseiten am Ball bleibt, blickt man nach einer Weile auf eine beachtliche Anzahl zusammengeschriebener Seiten zurück. (Und auf jede Menge tiefe Einsichten und vielversprechende Ideen.) Ohne meine Morgenseiten wäre mir sicher nicht so schnell aufgefallen, was ich mir immer wieder wünsche. Denn wenn man erstmal darauf achtet, wird ziemlich schnell ein Muster sichtbar. Wünsche, Fragen, Zweifel wiederholen sich nämlich, Papier ist geduldig. So wird sichtbar, was einen beschäftigt und wenn man die Gedanken schweifen lässt (kein Gedanke ist falsch in den Morgenseiten), präsentieren sich einem irgendwann auch Lösungswege und Antworten.
5. Den Tag planen
Ausgehend von den Morgenseiten strukturiere ich dann meinen Tag. Ich bringe meine Aufgaben, Wünsche, Termine, Deadlines und Ideen in eine Reihenfolge, priorisiere, was mir gefällt und mache eine Liste. Das ersetzt übrigens meinen Kalender, den ich so klassisch wie man ihn eben kennt, seit 2017 nicht mehr führe. Stattdessen erstelle ich mir meine Übersichten selbst, ganz so, wie es mir gefällt. Meistens kommt hier der Moment, in dem ich den Kaffee ausgetrunken habe und aufstehe, um mir einen Tee zuzubereiten. Den nehme ich dann mit an meinen Schreibtisch. Von dort aus beginne ich dann zu arbeiten. Jetzt zum Beispiel schreibe ich diesen Blog-Eintrag. Und von hier aus geht es dann weiter. Mal sehen, was der Tag noch bringt.